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Anita rät zu mehr Gelassenheit

Eigentlich müsste ich seit knapp einer Woche völlig entspannt sein. Eigentlich habe ich nämlich Urlaub. Zwei Wochen. Und diesmal habe ich das sogar vorher allen Auftraggebern mitgeteilt. Beim letzten Mal hatte ich mich darauf verlassen, dass in den zwei Wochen schon keiner zusätzlichen Wünsche hätte- war natürlich ein Reinfall.

Viel besser läuft dieser Urlaub aber irgendwie auch nicht. Theoretisch habe ich seit Montagabend nichts mehr zu tun, könnte mich vollkommen und absolut dem Nichtstun hingeben. Ich versuche das auch – und werde dabei wahnsinnig.

Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich stattdessen lieber wieder in einer Redaktion oder den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen würde, denn lange schlafen und niemand, der immer dann etwas will, wenn man gerade hochkonzentriert ist – das ist schon toll. Aber das echte Nichtstun, mein Urlaubsbegleiter nennt das auch „sich entspannen“, das kriege ich irgendwie nicht hin. Um genauer zu sein, ich werde mit jedem Tag unruhiger, statt entspannter.

Was die Frage aufwirft, ob man echtes Nichtstun vielleicht nur genussvoll verwirklichen kann, wenn man dabei an einem Strand liegt, an dem es so heiß ist, dass man zerfließen würde, wenn man irgendwas tun würde. Womöglich ist Nichtstun ja unlösbar verbunden mit Sonne, Zimmerservice und Vollpension. Vielleicht ist Balkonien, beziehungsweise die Mehrzahl davon, denn wir pendeln zwischen Erfurt und Stuttgart, einfach nicht geeignet, um nichts zu tun. Ich jedenfalls habe in einer Woche schon lange nicht mehr so regelmäßig gekocht wie in dieser – natürlich weil es mir Spaß macht, aber eben auch, um mich zu beschäftigen. Ich war gestern einen Kilometer schwimmen, statt einfach im Freibad zu relaxen – was sich gut angefühlt hat, aber irgendwie gar nicht das Ziel war. Und ich arbeite (zumindest im Kopf) ständig am Konzept zu einem neuen Seminar, dass ich im Oktober gebe – das also noch weit genug weg ist, um es in Ruhe im September vorzubereiten.

Irgendwie fühlte sich die Vorfreude auf den Urlaub entspannter an, als das Urlauben selbst. Ich finde es wirklich anstrengend, sich immer wieder zu ermahnen, nichts zu tun. Deshalb gebe ich mir heute selbst einen Rat. Anita rät: Werd ein bisschen gelassener und genieß die paar Tage ohne Arbeit. Die Welt dreht sich schließlich auch ohne dich weiter – auch und besonders die berufliche.

So, und jetzt gehe ich einfach wieder nichts tun.